Eine Delegation aus Mitgliedern des SPD Ortsverein Lohr und der SPD Kreistagsfraktion besuchte im Rahmen regelmäßiger Betriebsbesichtigungen die Schreinerei Zoepf. Dabei führte Birgit Zoepf die Gäste in Erzählungen über die Geschichte ihrer Schreinerei und damit zusammenhängenden Aufträgen über Deutschland nach Europa und gleichzeitig auf eine Reise durch die Zeit.
Alles begann mit der schwierigen Suche nach einem Ausbildungsplatz, denn 1978 war es für ein junges Mädchen nicht leicht eine Lehrstelle als Schreinerin zu finden. Bis nach Berchtesgaden hat es Zoepf damals verschlagen, ließ Sie die SPD'ler wissen. Nach ihrer Ausbildung stand für die Unternehmerin jedoch fest, dass sie keine Regale für Normamärkte fertigen wolle. So verschlug es sie zur Firma Labisch nach Unterpleichfeld, die sich hauptsächlich mit Denkmalpflege und Restaurierung beschäftigte. Dort entwickelte sie das Bewusstsein für selbständiges Arbeiten, machte Ihren Meister und erhielt sogar ein Stipendium in Venedig.
Schwierige gestaltete sich für die damals junge Mutter, nach dem Start in die Selbständigkeit 1986, auch die Suche nach einem neuen Firmensitz. Schließlich einigte sie sich mit der Stadtverwaltung auf eine Grundstücksteilung in der Bgm.-Dr. Nebel.-Str. Damals gehörte der heutige Standort zu den ersten Firmen im neuen Industriegebiet.
Über den Steinmetz Kuhn mit einem Auftrag im Hutten-Schloss und der Synagoge in Urspringen fing alles an, beantwortete Zoepf die Frage von Ruth Steger, wie sie als Jungunternehmerin an ihre ersten Aufträge kam. Folgeaufträge kamen dann durch Weiterempfehlung, wie es in Nieschenbranchen üblich sei. Der große Türöffner war letztlich 1996 der Erhalt der Goldmedaille für herausragende Leistungen in der Denkmalpflege in Europa. Es folgten Aufträge wie die Restaurierung des Alten Rathauses in Frankfurt, der Hessischen Staatkanzlei, Festsaals im Gesellschaftshaus Palmengarten, des Haus Baum in Mouans-Sartoux bei Grasse, der Orangerie in Düsseldorf, des Ostseehotel Dierhagen und viele mehr. Birgit Zoepf beschäftigt heute vier Gesellen, eine Gesellin und drei Auszubildende. Auch ein Flüchtling verstärkt das Team, dass sich die Unternehmerin am liebsten aus Menschen der Region zusammenstellt, erfuhr Ruth Emrich. Auch mit Subunternehmern arbeite man immer wieder zusammen.
Am liebsten arbeite Sie mit unkomplizierten Geschäftspartnern zusammen. Bei ihren Angeboten setze sie auf eine ehrliche und transparente Preisgestaltung. Die Frage ihrer Geschäftspartner, warum sie deutlich teurer sei als andere, erwidert sie grundsätzlich mit der Antwort, dass sie keine Rabatte einrechne, die sie später wieder abziehen könne. Bei ihrer Arbeit setze sie auf Qualität, die kostet eben Geld. Dafür verwende man aber auch nur hochwertige Materialien, am liebsten luftgetrocknete Hölzer, vorwiegend Eiche aus dem Spessart und dem Odenwald. Diese Rohstoffe, luftgetrocknet, seien aber nur noch schwer zu erhalten, beantworte Birgit Zoepf eine Frage von Christine Kohnle-Weis.
Auf die Charta von Venedig verwies sie bei der Frage von SPD Landtagskandidat Sven Gottschalk, der wissen wollte bis zu welchem Stadium eine Restaurierung möglich sei. Stolz präsentierte die Unternehmerin in diesem Zusammenhang den interessierten Gästen auch eine Tür von 1920 aus dem Ernst May Haus „May Küchen“ in Frankfurt, an der gerade gearbeitet wurde. Auch einen Praxistipp hatte Zoepf für Frank Duckstein parat: „Auf keinen Fall beizen! Die eigentliche Lauge dringt in das Holz ein und wird durch das arbeitende Holz, später nach der Bearbeitung mit anderen Materialien, wieder an die Oberfläche transportiert. So kommt es zu Abstoßungen.
Verärgert äußerte sich Birgit Zoepf bei Thomas Nischalke über die Tatsache, dass viele qualifizierte Mitarbeiter, auch einer ihres Unternehmens zur Firma Bosch Rexroth abwandern, wenn diese auf Grund kurzfristiger hoher Auftragslage in den Arbeitsmarkt eingreift, weil Sie dort bei der Ausübung von Hilfsarbeiten besser verdienen, als in handwerklichen Betrieben. Für die Lohrer SPD war nach dem Besuch der Fa. MS Mayer Seubert Umweltservice GmbH die Scheinerei Zoepf die zweite Station in einer Reihe von Firmenbesuchen, die bis zur nächsten Kommunalwahl geplant sind. Immer wieder erhalte man eine Besätigitung, welches großartige Know-how auch in den mittelständischen und kleinen Unternehmen in unserer Stadt zu finden ist, freute sich sie SPD'ler.