Naturspaziergang der Lohrer SPD

19. Mai 2015

Eine ausgesprochen interessierte Gruppe von Naturliebhabern konnten zweite Bürgermeisterin Christine Kohnle-Weis und Fraktionsführer Seppl Blenk am Samstagnachmittag im Lohrtal begrüßen, um die Besonderheiten und Schönheiten der heimischen Region zu besichtigen. Zu Beginn gab es eine kurze Besichtigung der Schäferei Müller.

Alle Teilnehmer waren ausgesprochen überrascht, als ihnen Frau Müller erklärte, dass der derzeitige Bestand etwa 1.000 Schafe betrage, und sich auf mehrere Standorte verteile. Hier im Lohrtal seien es etwa 250 Schafe, zu denen noch einige Ziegen kämen, die sie bräuchten, um beispielsweise das vor einigen Jahren von der Stadt angelegte Biotop an Stelle einer ehemaligen Fichtenkultur sachgerecht zu beweiden. Weiter erläuterte sie, dass es sich um einen reinen Familienbetrieb handle, sie auch das Fleisch der Tiere verwerten, und jedermann bei ihnen dieses auch erwerben könne. Wobei man bei rechtzeitiger Bestellung auch besondere Wünsche der Kunden berücksichtige.

Zunächst machte Seppl Blenk deutlich, dass sich der Lohrer Teil des Tals hinsichtlich des Grundbesitzes in zwei Abschnitte gliedert, nämlich den von der Stadtgrenze beim Anwesen Menz bis zur sogenannten Roten Mühle und den sich anschließenden bis zur Fischzuchtanlage Grimm. Während sich die Flächen im ersten Teil weitgehend in städtischem Besitz befinden und deswegen extensiv bewirtschaftet werden können, gehört im zweiten der größte Teil der Flächen Privatpersonen, die meist ihre Grundstücke selbst bewirtschaften und verständlicher Weise eher intensiv nutzen.

Naturspaziergang 1

Dies führt dazu, dass sich im ersten Teil nur Wiesenflächen befinden und diese durch die extensive Nutzung erst später im Jahr ihre erste Mahd erfahren. Dagegen wird im zweiten Teil neben Wiesen auch Feldfläche bewirtschaftet. Daraus ergibt sich, dass bestimmte Vogelarten wie z.B. die Bodenbrüter, die eine lange Zeit der Ruhe für die Aufzucht ihrer Brut benötigen, sich ansiedeln können oder vertrieben werden. Insgesamt, so machte zweite Bürgermeisterin Christine Kohnle-Weis deutlich, die sich bei der städtischen Umweltstelle erkundigt hatte, ist man selbst im nur extensiv bewirtschafteten Teil mit der Entwicklung nur bedingt zufrieden, denn es haben sich in den zurückliegenden Jahren seit dem Ankauf der Flächen nicht so viele Bodenbrüterarten angesiedelt wie erwartet. Allerdings wurde schon das seltenen Braunkehlchen gesehen, was immerhin einen Erfolg der bisherigen Bemühungen darstelle.

Bei der Besichtigung war die Vegetation schon erheblich fortgeschritten, und so konnte man keine blühenden Märzenbecher mehr sehen, nur noch deren Standorte erkunden. Für Herbert Zettel, der die Wiesenauen des Tals seit seiner Kindheit kennt, hat sich der Bestand aber in den zurückliegen-den Jahrzehnten trotz mancher Bemühungen um den Erhalt verringert Trotzdem bleibt der Bestand eine sehenswerte Besonderheit. Und auch manche Orchideenarten haben sich zwischenzeitlich angesiedelt oder ihren Bestand stabilisiert. Insgesamt bietet das Tal nach Ansicht aller Teilnehmer einen selten schönen Anblick und vermittle einen so starken Eindruck von Ruhe, dass sein Erhalt nicht gefährdet werden darf.

Das gilt auch für den seit langem geplanten Radweg nach Partenstein und Frammersbach. Zwar gebe es viele Befürworter einer Talführung, aber diese sei kaum realisierbar, wegen der wertvollen Feuchtflächen und der notwendigen, mehrmaligen Querung des Bachlaufs, zumal bei der Fischzuchtanlage ohnehin kein ausreichender Platz zur Weiterführung der Trasse vorhanden sei. Er müsse deswegen zunächst auf dem bestehenden Weg im Wald am Fuß des Berghangs entlang geführt werden und dann im Bereich von Fischteich und Steintaler Hof auf einer leider nur schwer und somit auch nur teuren realisierbaren Trasse weitergeführt werden. Dafür spreche auch, dass eine Taltrasse enorme Ausgleichsflächen beanspruchen werde.

Einen längeren Stopp legten die Besucher im Bereich des von der Stadt geschaffenen Gewässer- und Feuchtwiesenbereichs ein. Die Umgestaltung stellt sich als ein erfreulicher Erfolg dieser gezielten Naturschutzmaßnahme dar. Viele Libellenarten und auch verschiedene Amphibien haben sich dort zwischenzeitlich eingefunden und einen fast paradiesischen neuen Lebensraum gefunden. Auch die Wiederansiedlung des europäischen Flusskrebses scheint mit Hilfe dieses Areals zu gelingen. Dieser war unter anderem auch wegen der früher schlechten Wasserqualität hier ausgestorben und wurde nun auch mit Hilfe des Bezirks Unterfranken neu angesiedelt. Auf die gute Wasserqualität weist auch der inzwischen wieder heimisch gewordene Fischotter hin, den man durch Fährten und Photos nachweisen konnte.

Die Schlussrast legte die Gruppe am Steintaler Hof ein. Dabei dachte man weiter und meinte, das Lohrtal mit seinen Besonderheiten könnte bei weiterer naturnahen Gestaltung ein Anziehungspunkt für Fremde und die beiden landwirtschaftlichen Betrieb mit ihren Angeboten reizvolle An- laufpunkte werden. Altbürgermeister Siegfried Selinger spann den Faden ganz im Sinne einer Förderung des sanften Tourismus mit seinem Vorschlag weiter, mit wenig Geld an einem der Steilhänge entlang des Waldweges eine Vogelbeobachtungsstelle zu schaffen. Man müsste nur einige alte Fichten entfernen und hätte einen wunderschönen Einblick in das untere Lohrtal.

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