Viel Positives und die Möglichkeit mit kleinen Veränderungen noch besser zu werden, so das Resümee von Christina Lange, Bezirksvorsitzende der „AG Selbst aktiv“ der SPD Unterfranken, nach dem Ortsspaziergang zum Thema Barrierefreiheit, zu dem die Lohrer SPD am vergangenen Wochenende eingeladen hatte. „Barrierefreiheit sei für 10 Prozent der Menschen in Deutschland notwendig, für 30 Prozent hilfreich aber für alle eine Bereicherung. Nicht nur schwer behinderte Menschen, sondern auch die Älteren in unserer Gesellschaft und Eltern mit Kindern profitieren von der Barrierefreiheit. In Zukunft werden diese Menschen, auch auf Grund des demographischen Wandels, diesen Aspekt vielleicht bei der Wahl Ihres Wohnsitzes in ihre Gedanken mit einbeziehen“, so der Ortsvorsitzende Sven Gottschalk zur Begrüßung der Teilnehmer am Spaziergang.
Der Einladung sind neben Lohrer Bürgerinnen und Bürgern auch Vertreter anderer SPD-Ortsvereine, unter anderem Rechtenbach und Bürgstadt, gefolgt, da sie das Thema als äußerst wichtig erachteten.
Thomas Damm, Vertreter des AK “Selbst Aktiv“ der Lohrer SPD hatte extra einen Rollstuhl und einen Rollator mitgebracht. Zu Beginn seiner Führung wurde er als erstes auf die freiliegenden Stromkabel am Wochenmarkt aufmerksam gemacht. Eine kurze Diskussion über die für behinderte Menschen schlecht erreichbare Stadtbibliothek und die Büros der Volkshochschule folgte. Bei einem Umzug in neue Räumlichkeiten plädierten alle Anwesenden für eine komplett barrierefreie Lösung.
Nächste Station war das „Neue Rathaus“ und das Altstadt-Parkhaus. Die Stadtverwaltung sei für alle Bürgerinnen und Bürger durch die nachträglich angebrachte Rampe über den Haupteingang problemlos erreichbar, bestätigte Ruth Emrich, Stadträtin aus Sackenbach. Aufzüge im Haus machen den Besuch der einzelnen Büros möglich.
Verbesserungspotential gebe es aber durchaus bei der Behinderten-Toilette im Parkhaus. Alberto Lange, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, demonstrierte den Lohrer SPD'lern, dass z. B. der Zugang zur Toilette für ihn alleine nicht möglich wäre. Er hätte auf dem Schild am Parkhaus auch gar nicht erkannt, dass hier eine Behindertentoilette vorhanden ist, teilte er mit. In der Toilette selbst, die von Christine Handel, SPD-Mitglied, mit einem speziellen Schlüssel, der von Behinderten beantragt werden kann und alle europäischen Behindertentoiletten öffne, zugänglich gemacht wurde, müsse man auch nachbessern. Der Notrufschalter sei im Notfall nicht zu erreichen. Besser seien 2 Seile an Toilette und Waschbecken, die bis fast auf den Boden reichen und im Bedarfsfall gezogen werden können. Die Lohrer SPD sieht gerade an diesem stark frequentierten Ort im Zentrum von Lohr Handlungsbedarf. Die SPD-Fraktion wird deshalb die Erleichterung des Zugangs, und die Anpassung der Toilette an moderne Standards in Ihre Haushaltsmeldungen aufnehmen.
Weiter ging es nun über den Rollator-Weg zum ZOB. Dieser sei eine sehr gute Lösung wurde von Christan Handel mit einem Verweis auf einen barrierefreien Tourismus in Bayern bestätigt. Auf Höhe der Lohrtorstraße erklärte Thomas Damm, dass fest geplant sei, den Rollatorweg bis zum ZOB auszubauen. Marc Nötscher, Lohrer Jusos-Vertreter merkte an, dass man auch über einen Ausbau vom Altstadt-Parkhaus zur neuen Kulturhalle in der Gärtnerstraße nachdenken müsse. Karl-Heinz Ebert, AWO-Ortsvorsitzender gab zu bedenken, dass bei einer Weiterführung des Weges zum ZOB generell über die Verkehrsregelung in diesem Bereich nachgedacht werden muss.
Am ZOB wurde den Teilnehmern vom Leiter der Stadtwerke Otto Merkler erläutert und gezeigt, wie Rollstuhlfahrer ohne Probleme am Öffentlichen Nahverkehr teilnehmen können. Die Niederflur-Busse verfügen über eine zusätzliche Rampe die durch den Busfahrer ausgeklappt wird. Dass das System gut funktioniert zeigt, die von Merkler mitgeführte Statistik. In Bayern nutzen im Schnitt ca. 3 Prozent der Behinderten den öffentlichen Nahverkehr. In Lohr sind es ca. 19 Prozent. Dies sei auch auf die gute Streckenführung des Lohrer Nahverkehrs zurückzuführen. Lediglich leichte Probleme gibt es beim Erreichen der Abfahrtstellen in der Mitte des Busbahnhofes, da die Bordsteine nicht ganz ebenerdig abgesenkt sind, mussten die Lohrer SPD'ler und Ihre Gäste feststellen.
Auf Höhe der neuen Stadthalle bestätigte Ruth Steger, 3. Bürgermeisterin der Stadt Lohr, dass das Gebäude alle Kriterien der Barrierefreiheit sowohl für Geh-, Hör- und Sehbehinderte erfülle. Christina Lange gab daraufhin zu verstehen, dass Sie auf Grund dieser Tatsache über eine Veranstaltung in der Halle nachdenken werde. Es sei sehr schwierig, so hervorragend ausgestattete Objekte zu finden. Eine Bereicherung für die Stadt Lohr!
Auf dem Weg zum Bahnhof konnten sich die Gruppe ein Bild sich vom im Umbau befindlichen Nägelsee-Schulzentrum machen. Marc Nötscher, Schüler des Gymnasiums erklärte, dass zumindest für Gehbehinderte die Schule barrierefrei umgebaut wurde.
Letzte Station war der Lohrer Bahnhof, der Alberto Lange und seinen Helfern großen körperlichen Einsatz abverlangte. Eine Abfahrt nach Aschaffenburg auf Gleis 3 ist auch mit Helfern schier unmöglich. Das Durchqueren der Unterführung erwies sich ebenfalls als äußerst schwierig. Ortsvorsitzender Sven Gottschalk, verwies in diesem Zusammenhang auf das Versprechen „Barrierefreies Bayern bis 2023“ des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Bei den Bahnhöfen belege Bayern gerade mal Platz 13 im bundesweiten Vergleich. Aufzüge am Lohrer Bahnhof seien nicht nur für Behinderte, sondern auch für ältere Menschen und Mütter mit Kindern eine Erleichterung, waren sich vor allem die SPD'ler einig. Die Bayerische Staatregierung sei in der Pflicht.